Zwischenwelt-Fest 2006 Schreiben im Exil und im Widerstand Sonntag, 17. September, 17.30 - 21 Uhr Bezirksmuseum Floridsdorf, 1210 Wien, Pragerstr. 33 Ehrenschutz, Begrüßung: Heinz Lehner, Bezirksvorsteher von Wien-Floridsdorf. Orga-nisation: Ernst Böck. Mit Alfredo Bauer, Alois Kaufmann, Hannah Lessing, Mechthild Podzeit-Lütjen, Erwin Steinhauer. Das Floridsdorfer Bezirksmuseum ist vermutlich das größte und schönste Wiens, untergebracht in einem schloßartigen Gebäude, das sich eine Fabrikantenfamilie einst errichtete. Pünktlich um 17.30 bietet der Museumsleiter KR Ullmann eine Führung durch die ständige Ausstellung, in der auch Widerstand und Verfolgung thematisiert werden, an.
Alois Kaufmann
dass ich dich finde. Kind am Spiegelgrund
Gedichte
Mit einem Vorwort von Hannah M. Lessing. Herausgegeben von Mechthild Podzeit–Lütjen
Im Jahre 1940 richteten die Nationalsozialisten auf dem Gelände der Heil- und Pflegeanstalt "Am Steinhof" eine Jugenfürsorgeanstalt "Am Spiegelgrund" ein. Die Pavillons dafür wurden durch die Deportation von über 3.000 Pfleglingen in die NS-Mordanstalt Schloss Hartheim bei Linz frei gemacht.
"Am Spiegelgrund" sterben bis 1945 rund 800 Kinder: Opfer der "Kindereuthanasie", des Hungers, der Infektionen und von Mißhandlungen. Ein Psychiater fertigt Gehirnpräparate der ermordeten kranken und behinderten Kinder an. In der Zweiten Republik wird er dann zum meistbeschäftigten Gerichtspsychiater Österreichs.
Alois Kaufmann, geboren 1934 in Graz, gerät 1943 bis 1945 in diese Hölle. Er ist ein uneheliches Kind, von der Mutter gleich nach der Geburt weggegeben. Von der Fürsorge den Pflegeeltern weggenommen, wird er von der Wiener Kinderübernahmestelle auf den "Spiegelgrund" gebracht.
Erst nach dem Zusammenbruch des "Dritten Reichs" holt ihn sein Vater zu sich. Er absolviert eine Lehre als Eisenhändler, findet Freundschaft und Anerkennung in einer Gruppe junger Sozialisten, ist vier Jahre Angestellter der Sozialversicherung. Zusammen mit seiner Frau führt er dann ein Textilgeschäft und betätigt sich nebenberuflich als Betreuer für Behinderte im Sozialdienst der Gemeinde Wien.
Alois Kaufmann ist einer, der im Wort die Verbindung zu den anderen Menschen sucht, der das Schweigen über das Geschehene bricht. Mit seinem Buch über den "Spiegelgrund" (seit 1993 in drei verschiedenen Verlagen erschienen) und durch ungezählte Vorträge hat er zur Aufklärung über die Untaten von Naziärzten und das Unwesen nationalsozialistischer Volksfürsorge wesentlich beigetragen. In seinen Gedichten hören wir seine ganz eigene, unverkennbare, persönliche Stimme.
Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft gemeinsam mit Mandelbaum Verlag ISBN-13 978-3-901602-29-0 ISBN-10 3-901602-29-1 September 2006 96 Seiten, Euro 12,-