Mit
einem Vorwort von Hannah M. Lessing. Herausgegeben von Mechthild Podzeit–Lütjen
Im
Jahre 1940 richteten die Nationalsozialisten auf dem Gelände der Heil-
und Pflegeanstalt "Am Steinhof" eine Jugenfürsorgeanstalt
"Am Spiegelgrund" ein. Die Pavillons dafür wurden durch die
Deportation von über 3.000 Pfleglingen in die NS-Mordanstalt Schloss
Hartheim bei Linz frei gemacht.
"Am
Spiegelgrund" sterben bis 1945 rund 800 Kinder: Opfer der "Kindereuthanasie",
des Hungers, der Infektionen und von Mißhandlungen. Ein Psychiater
fertigt Gehirnpräparate der ermordeten kranken und behinderten Kinder
an. In der Zweiten Republik wird er dann zum meistbeschäftigten Gerichtspsychiater
Österreichs.
Alois
Kaufmann, geboren 1934 in Graz, gerät 1943 bis 1945 in diese Hölle.
Er ist ein uneheliches Kind, von der Mutter gleich nach der Geburt weggegeben.
Von der Fürsorge den Pflegeeltern weggenommen, wird er von der Wiener
Kinderübernahmestelle auf den "Spiegelgrund" gebracht.
Erst
nach dem Zusammenbruch des "Dritten Reichs" holt ihn sein Vater
zu sich. Er absolviert eine Lehre als Eisenhändler, findet Freundschaft
und Anerkennung in einer Gruppe junger Sozialisten, ist vier Jahre Angestellter
der Sozialversicherung. Zusammen mit seiner Frau führt er dann ein
Textilgeschäft und betätigt sich nebenberuflich als Betreuer für
Behinderte im Sozialdienst der Gemeinde Wien.
Alois
Kaufmann ist einer, der im Wort die Verbindung zu den anderen Menschen sucht,
der das Schweigen über das Geschehene bricht. Mit seinem Buch über
den "Spiegelgrund" (seit 1993 in drei verschiedenen Verlagen erschienen)
und durch ungezählte Vorträge hat er zur Aufklärung über
die Untaten von Naziärzten und das Unwesen nationalsozialistischer
Volksfürsorge wesentlich beigetragen. In seinen Gedichten hören
wir seine ganz eigene, unverkennbare, persönliche Stimme.
Verlag
der Theodor Kramer Gesellschaft gemeinsam mit Mandelbaum Verlag ISBN-13
978-3-901602-29-0 ISBN-10 3-901602-29-1 September 2006 96 Seiten, Euro 12,-